rw bauphysik ingenieurgesellschaft mbh & Co. KG | beratende ingenieure
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Elektroantrieb am Bau.

Der Einsatz elektrisch betriebener Baumaschinen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Welchen Einfluss hat das auf die Lärmemissionen? 

Getrieben von Klimaschutzzielen, Emissionsvorgaben und Innovationsdruck sehen viele Bauunternehmen und Kommunen in der Elektrifizierung ihrer Flotten einen zentralen Schritt in Richtung nachhaltiger Baustellen. Neben der Reduktion lokaler Schadstoffe wird häufig auch eine deutliche Lärmreduktion erwartet – insbesondere in sensiblen innerstädtischen Bereichen oder bei Nachtarbeiten. Doch unsere Erfahrungen aus der bauakustischen Praxis zeigen: Die tatsächlichen Lärmminderungspotenziale sind begrenzt.

Zweifellos bieten elektrische Antriebe im Fahr- und Rangierbetrieb deutliche Vorteile. Das typische Dröhnen von Dieselmotoren beim Anfahren oder Positionieren entfällt weitgehend. Auch Leerlaufphasen, die bei konventionellen Maschinen oft als Dauergeräusch wahrgenommen werden, verschwinden. In solchen Betriebssituationen sind Pegelreduktionen von mehreren Dezibel messbar – ein Gewinn für Anwohner und Beschäftigte gleichermaßen.

Anders stellt sich die Situation jedoch beim eigentlichen Arbeitseinsatz dar. Ob Baggern, Fräsen, Rammen oder Betonmischen – die dominanten Schallquellen sind hier nicht der Antrieb, sondern die mechanische Wechselwirkung zwischen Maschine und Material: das Aufbrechen, Schieben, Abtragen und Zerkleinern von Erde, Gestein oder Asphalt. Diese Prozesse erzeugen Körperschall, Impulsgeräusche und Materialschwingungen, die unabhängig von der Energiequelle auftreten. Der elektrische Antrieb kann diese Emissionen physikalisch nicht eliminieren.

Aus bauphysikalischer Sicht bleibt die Elektrifizierung somit ein wichtiger, aber kein durchgreifender Hebel zur Lärmminderung. Sie verbessert die akustische Situation in den Nebenbetriebszuständen, verändert jedoch kaum die Gesamtemission in typischen Arbeitsszenarien. Für eine wirklich leisere Baustelle sind zusätzliche Maßnahmen nötig – von schallreduzierenden Werkzeugen über optimierte Arbeitsabläufe bis hin zu baulichen Abschirmungen.

Fazit: Der größte Teil des Baustellenlärms entsteht dort, wo gearbeitet wird – nicht dort, wo gefahren wird. Wer Lärm wirksam mindern will, muss über den Antrieb hinausdenken.

Bildnachweis: Fons Heijnsbroek on unsplash