Weiter mit der alten Heizung heizen, solange sie noch läuft? Oder investieren in moderne Technik und eine bessere Dämmung? Aus Klimaschutzsicht ist die Antwort klar. Aber was ist finanziell günstiger? Eine neue Studie gibt die Antwort.
Wer als Eigentümer eines bislang nicht oder teilmodernisierten Ein- und Zweifamilienhauses mit Baujahren zwischen 1919 und 1978 Investments noch hinauszögerte, erhält jetzt eine klare Entscheidungsgrundlage: Investieren in Dämmung und Technik lohnt sich, um langfristig zu sparen. Das ergibt eine Studie im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) und der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff) aus März 2022, die im Internet zugänglich ist.
Angesichts der jüngeren Energiepreisentwicklung ist die Aussage nicht mehr ganz überraschend: Über einen Zeitraum von 25 Jahren ist es inzwischen in allen betrachteten Fällen finanziell günstiger, ältere selbstgenutzte Ein- und Zweifamilienhäuser energetisch umfassend zu sanieren und den Altbau damit zu einem sogenannten Effizienzhaus zu machen. Die Zusatzkosten, die bei einer ohnehin anstehenden Renovierung beispielsweise für eine bessere Dämmung, eine neue Heizung und dichtere Fenster entstehen, liegen durchweg unter dem, was ansonsten in den kommenden Jahren an höheren Energierechnungen anfallen würde.
Es gibt jedoch eine entscheidende Voraussetzung: Die Sanierung muss weiterhin mit Zuschüssen gefördert werden. Ohne Geld vom Staat rechne sich der Aufwand zumindest bei Gebäuden, die bereits einmal teilweise modernisiert wurden, oft nicht mehr, räumen die Autoren ein. Vermutlich hats sich das allerdings durch die nach Studienerstellung weiter rasant gestiegenen Energiepreise noch etwas relativiert.
Die Kurzfassung der Studie weist drei zentrale Ergebnisse aus:
- Modernisieren lohnt sich mehr denn je: Mit der KfW-Effizienzhausförderung liegen die Gesamtkosten der energietechnisch modernisierten Gebäude in allen untersuchten Fällen deutlich unter dem Niveau der Gesamtkosten der energietechnisch nicht bzw. teilmodernisierten Gebäude. Gleichzeitig kann eine CO2-Reduktion von bis zu 95 % erreicht werden.
- Niedriger Energiebedarf macht unabhängig: Die untersuchten Modernisierungsvarianten reduzieren den Endenergiebedarf im Mittel um etwa 55-70 %.
- Förderung bleibt notwendig: Ohne Förderung sind ambitionierte und klimazielkompatible Modernisierungen im flächengewichteten Mittel unter den angenommenen Rahmenbedingungen noch nicht wirtschaftlich, auch wenn es bereits eine Reihe von Ausnahmen gibt. Eine ausreichende Mittelausstattung der Förderprogramme im Gebäudebereich ist daher weiterhin unabdingbare Voraussetzung, um eine breite Sanierungswelle mit hoher Akzeptanz in der Bevölkerung zu unterstützen.
Laut Studie ist wegen der Emissionen bei der Herstellung der Baumaterialien sowie des anfallenden Bauschuttes Sanieren praktisch immer nachhaltiger als abzureißen und neu zu bauen. Viele ältere und schlecht in Schuss gehaltene Häuser galten bisher als „wirtschaftlicher Totalschaden“: Das Grundstück war vielleicht wertvoll, abreißen und neu bauen war aber billiger als sanieren. Damit könnte es nun vorbei sein – was nicht nur dem privaten Geldbeutel, sondern auch Klima und Umwelt zusätzlich nutzen würde.