Immer wieder dürfen wir unsere Erfahrung als Bauphysiker in einmalige, neue Maßstäbe setzende Bauprojekte einbringen. Das neue SWG Schraubenwerk in Gaisbach gehört dazu. Es wurde jetzt mit dem Holzbaupreis Baden-Württemberg 2022 ausgezeichnet.
„Der Neubau der Fertigungshalle … veranschaulicht die Leistungsfähigkeit, das ästhetische Potential sowie die Innovationskraft des modernen Holzbaus. Um die erforderliche Flexibilität der Produktionsabläufe zu gewährleisten, wurde die Anzahl der Stützen der 114 x 96,5 Meter messenden und zwölf Meter hohen Halle auf ein notwendiges Minimum reduziert. Möglich macht dies das weltgrößte Dachtragwerk aus Buchen-Furnierschichtholz mit Spannweiten von 40 und 42 Metern. Ein leuchtendes Beispiel für zeitgemäße Industriearchitektur: ressourceneffizient, nachhaltig und schön“ – so die Würdigung der Jury.
Dieses einzigartige Projekt zeichnet sich vor allem durch seine konstruktiven und statischen Besonderheiten aus. Die Produktionsstätte hat enorme Dimensionen, um zahlreiche große Maschinen mit umfangreicher technischer Infrastruktur aufzunehmen. 70% der Grundfläche nimmt der Fertigungs- und Logistikbereich ein, während für Werkzeuge und Werkzeugbau 20% vorgesehen sind sowie weitere 10% für die Lagerung des Rohmaterials. Auch hinsichtlich des Brandschutzes ist die Halle einmalig: An mehreren Stellen laufen innerhalb des Betriebes Härteöfen mit durchgehend offenem Feuer. Die großflächige Fertigungshalle ist über eine Brücke mit einem dreigeschossigen Pavillon verbunden, der neben Büroräumlichkeiten und Sitzungszimmern auch einen ausgedehnten Empfangs- und Ausstellungsbereich für Besucher fasst.
rw bauphysik war bei diesem spektakulären Projekt der Partner für die Thermische Bauphysik und für die Bau- und Raumakustik. Gerade für die Akustik ergaben sich aus den Dimensionen und der Materialwahl hohe Anforderungen: Der Produktionsbereich im Erdgeschoss der Halle mit zahlreichen Schwingungs- und Körperschall erzeugenden Geräten und Maschinen wurde mittels konstruktiver Trennung der Stahlbeton-Bodenplatte vom angrenzenden Aufenthalts-/ Bürobereich schalltechnisch entkoppelt, um die Fortleitung des eingetragenen Körperschalls auf ein Minimum zu reduzieren. Zwischen Produktion und Büro- und Besprechungsräumen wurde durch eine vollverglaste Flurzone ein schalltechnischer ‚Puffer‘ mit hochschalldämmenden Gläsern geschaffen.
Das gesamte Projekt und vor allem der in Stahlbeton-Holz-Verbundbauweise errichtete Pavillon bestechen durch exklusive, hochwertige Materialien und Oberflächen – mit entsprechend hohen Anforderungen auch an die Raumakustik gerade in den Aufenthaltsräumen, Büros und Besprechungszimmern. Decken- und Wandabsorber und schallentkoppelte Auflager bei der zentralen geschwungenen Treppe stellen sicher, dass Nutzbarkeit und architektonischer Anspruch im Einklang stehen.
Das federführende Architekturbüro HK Architekten aus dem Österreichischen Schwarzach schreibt: „Das weltweit größte Dachtragwerk aus BauBuche zeigt, in welchen Größenordnungen der zeitgenössische Ingenieurholzbau inzwischen zu überzeugen vermag. Noch nie konnte in diesen Dimension gebaut werden.“