Wer oft die deutschen Autobahnen nutzt, wird es bemerkt haben: Freiflächen-Photovoltaik lohnt sich. Mit dem Solarpaket erhöht der Bund seine PV-Ausbauziele: Bis 2030 sind zusätzliche 215 GW das Ziel. Nach Zahlen der Bundesnetzagentur müssten künftig jährlich 19 Gigawatt hinzugebaut werden, um dieses Ziel zu erreichen. Der Zubau soll etwa zur Hälfte auf Freiflächen wie Agrarland oder Parkplätzen erfolgen, der Rest auf Dachanlagen. Vor allem beim Ausbau von Solaranlagen auf Freiflächen wurden Erleichterungen eingeführt, um den Ausbau voranzubringen.
So schlecht sieht es mit der Zielerreichung gar nicht aus: Die aktuell günstigen Modulpreise in Verbindung mit den Förderungen führen zu verstärkter Investitionstätigkeit auf diesem Gebiet. Entsprechend intensiv suchen Energieerzeuger, Stadtwerke und Investoren nutzbare Flächen. Das kann zu Nutzungskonflikten mit Landwirtschaft oder Naturschutz führen, denn der Flächenverbrauch für diese Anlagen ist erheblich. Daher konzentrieren sich Photovoltaik-Freiflächenanlagen stark auf die 500 Meter breiten Randflächen entlang von Autobahnen und Schienenwegen – auch, weil sich hier die zusätzlichen Beeinträchtigungen in Grenzen halten.
Eine Ausnahme gibt es allerdings: Blendungen des Straßen- oder Schienenverkehrs sind gefährlich, Anlagenbetreiber oder -errichter müssen Vorsorge treffen, um Haftungsrisiken auszuschließen. Nicht nur Autofahrer, sondern auch Wohnhäuser können geblendet werden. Die Leitlinie des Umweltministeriums besagt, dass die Exposition von Wohngebäuden 30 Minuten pro Tag oder 30 Stunden pro Kalenderjahr nicht überschreiten darf.
Daher empfiehlt sich ein fundiertes Blendgutachten. Bei größeren Anlagen ist dies in der Regel ein zwingender Bestandteil des Genehmigungsverfahrens. Kompetente Gutachter zeigen nicht nur drohende Probleme auf, sondern weisen auch auf Lösungsmöglichkeiten hin. Wer mögliche Probleme früh genug erkennt, kann noch Einfluss nehmen und rechtzeitig und damit kostensparend angemessene Maßnahmen ergreifen.
Ein Beispiel aus unserer praktischen Tätigkeit: rw bauphysik hat jüngst ein Blendgutachten für einen geplanten Solarpark an der B28 in Dornstetten erstellt. Die Simulationen ergaben im Tagesverlauf ein unzulässig großes Zeitfenster, in dem der Straßenverkehr geblendet werden könnte. Gemeinsam mit dem Planer haben wir punktuelle Schutzmaßnahmen abgestimmt und einen opaken Blendschutzzaun als proaktive Maßnahme empfohlen – eine vergleichsweise kostengünstige Investition, die die Realisierung des Vorhabens ermöglichen sollte.